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Big Band der Universität Osnabrück beeindruckt am Alfsee mit Jazz-Arrangements
S. Knapek, Rieste.
Am Alfsee hat die Big Band der Universität Osnabrück für ein musikalisch abwechslungs- und ereignisreiches Wochenende gesorgt. Mitreißende Soloeinlagen und ein breites Repertoire machten den Marktplatz zu einer beliebten Anlaufstation.
„Wir sind heute für das Kontrastprogramm zuständig. Nach der Kinderunterhaltung kommt jetzt etwas für die Erwachsenen“, sagte Leiter Peter Witte zu Beginn. Er spielte damit auf Clown „Ati“ an, der bei den kleinen Alfsee-Besuchern am frühen Freitagabend für beste Unterhaltung gesorgt hatte.
Nach dem Clown folgte die Big Band und damit ein durch Mark und Bein gehender Sound, der viele Alfsee-Urlauber zum Verweilen und Zuhören einlud. Das von Peter Witte dirigierte Kollektiv machte sich auf einen Streifzug durch abwechslungsreiche und selbst arrangierte Jazz-Variationen der zurückliegenden 50 Jahre. Unter anderem interpretierten die Studenten dabei Stücke von Kurt Elling und Laurence Hobgood („Where I Belong“) und Jeff Jarvis („Baile de los Changos Pelones“). Eigenkompositionen der Bandmitglieder und ihres Leiters sowie Ausflüge nach Lateinamerika rundeten den spannenden Stimmungsbogen hervorragend ab.
Neben der abwechslungsreichen Auswahl begeisterten die 20 Musiker vor allem durch eingestreute Soloeinlagen. Viele von ihnen traten allein ins Rampenlicht und wurden vom Publikum mit mehr als verdientem Szenenapplaus belohnt. Dass hier Könner ihres Faches ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellten, war zum Beispiel bei den energiegeladenen Solopassagen von Julia Behrendt (Alt- und Sopran-Saxofon), Andreas Schönwitz (Tenor-Saxofon) und Sängerin Ina Janssen auch für nicht ganz so versierte Big-Band-Hörer leicht zu erkennen.
(NOZ, 2. Juni 2013)
Kindheitswunsch erfüllt
T. Bullmann, Osnabrück.
„O Kind, was hast Du da gemacht? Stille Nacht, Heilige Nacht.“ Peter Witte stockt im Vortrag eines Briefes von Kurt Tucholsky an Klabund. Er nimmt die Brille ab, trocknet sich die Augen mit einem Tuch und meint: „Der Text treibt mir die Tränen in die Augen.“ Doch er flunkert. Eher ist es die Luft im voll besetzten Blue Note, die ihn blinzeln macht. Denn zum traditionellen Semesterabschlusskonzert des Jazzbereichs der Universität Osnabrück haben sich wieder so viele Musikliebhaber eingefunden, dass es kaum ein Durchkommen gibt. Also wird zusammengerückt und improvisiert [...]
Aber kommen wir zurück zu Peter Witte und zu der Frage, warum der Leiter der Big Band während eines Konzertes Texte rezitiert. Die Antwort ist naheliegend: Witte hat sich einen Kindheitswunsch erfüllt und zwölf Gedichte des deutschen Dichters Alfred Henschke alias Klabund vertont. Swingender Jazz, Blues und karibische Klänge bilden das voluminöse Fundament für Texte wie „Regen“, „Sommerbetrachtung“ oder das schon zum Dadaistischen tendierende „Bautz“.
Dabei stehen vielfach Solostimmen im Vordergrund, vor allem die kräftige und variationsreiche Stimme von Marion Gutzeit. Und der Text von Kurt Tucholsky an seinen Freund Klabund soll die Umstände der Entstehung solch faszinierender Texte illustrieren [...].
(NOZ, 6. Februar 2011)
Getrommelt wie das Tier der Muppet-Show
M.-L. Braun, Osnabrück.
Zack, da war das Becken hinüber. Norbert Böhme, der Trommler, hatte es im Eifer seines Solos schlechterdings aus der Verankerung gesprengt. Hingebungsvoll trommelte er, was die Felle hergaben, und war damit einer der Höhepunkte bei der Uraufführung des Klabund-Zyklus von Uni-Big-Band und Jazz-Chor.
Klabund lebte von 1890 bis 1928 unter dem bürgerlichen Namen Alfred Henschke in Crossen an der Oder, München, Berlin und Lausanne. Ab 1913 veröffentlichte er Gedichte, Prosa und Theaterstücke. Auch für die „Weltbühne“ schrieb er, Brecht und Tucholsky gehörten zu seinen Weggefährten.
Zehn Gedichte Klabunds hat Peter Witte nun für die Big Band und den Jazz-Chor vertont. So hat er das getan, was Tucholsky beim Beschreiben der Texte seines Freundes 1927 in der „Weltbühne“ so formulierte: „(Sie sind) Notentexte; sie pfeifen, brüllen, schreien und orgeln nach Musik.“
Bereits mit 16 Jahren wollte Witte die Gedichte vertonen. Ein Plan, den er nun umsetzte, weil eine Studentin ihn mit Gedichten Klabunds wieder an die Idee erinnerte. „Ich wollte gern Jazz mit deutschen Texten machen“, sagt der Musiker, der während des Konzertes weitere Gedichte von Klabund vortrug. Die Texte haben immer auch eine bittere Seite, selbst wenn sie romantisch beginnen. Locker folgen die acht Sängerinnen und ihre drei Kollegen den Noten Wittes, oftmals kommen einzelne Stimmen besonders zum Tragen wie bei den Soli von Lena Runge und Lena Geue und vor allem von Anne Körner. Ein Jahr lang haben die 30 Musiker das Zusammenspiel geprobt, was sich in fließenden Übergängen zeigt, im Raum, den jeder Solist erhält. Herausragend beherrscht Julia Behrendt ihr Sopran-Saxofon, wie Thomas Norrenbrock seinen Bass und Till Beiersdörfer seine E-Gitarre. Nicht nur ein akustisches, sondern auch ein optisches Vergnügen bereitet allerdings Norbert Böhme, der bei seinem Solo mit seinen wehenden Locken durchaus mit Tier aus der Muppet-Show vergleichbar war. Und bei der nächsten Aufführung darf der Raum dann gern ein bisschen größer sein. Nicht nur wegen der Menge der Zuschauer, sondern auch wegen des Klangs, der manchmal etwas zu groß für die niedrigen Decken des Blue Note war.
(NOZ, 21. Januar 2011)
Jazz-Power mit einer eigenen Lena
thb, Osnabrück.
Am Puls der Zeit: „Valerie“, der Song, der Amy Winehouse weltberühmt machte, ist jetzt auch im Big-Band-Sound zu bewundern. Die Uni-Big-Band Osnabrück hat den Hit umarrangiert, in ihr Repertoire aufgenommen und auch auf CD gepresst. Im Rahmen einer Release-Party wurde das Werk mit neun weiteren Songs im Blue Note vorgestellt. „Longing for Summer“ heißt der Longplayer, ein Titel, der fast noch Aktualität besitzt und aus der Feder von Bandleader Peter Witte stammt. Doch bevor die Stücke von der CD vorgestellt wurden, stieg das Ensemble mit einem Instrumental von Antonio Carlos Jobim in das Konzert ein: „Stone Flower“ zeigte, dass Witte es mal wieder geschafft hat, der Großgruppe trotz fluktuierender Mitgliederschar enormen Drive, peppige Bläserpower und versierte Soloaktivitäten zu entlocken. Auf das Lena-Fieber reagierte der Arrangeur gelassen: „Wir haben unsere eigene Lena“, meinte er und bat Lena Geue für die Fusion- Nummer „Shaker Song“ von Spyro Gyra oder den Big- Band-Swing „Where We Belong“ ans Mikrofon. Aber auch Pia Diedrichs verlieh dem kompakten Klangkörper vokale Ehren. Außerdem ist darüber hinaus Sängerin Theresa Eicker mit von der Partie, wenn die Songs aus Pop, Jazz, Latin und Swing angereichert werden. Und manchmal tritt der Leiter selbst ans Mikrofon, beispielsweise bei dem von Posaunist Daniel Marciniak arrangierten „Day By Day“.
(NOZ, 1. Juni 2010)