Fachbereich 3

Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik


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Dr. h.c. Peter Koch

Musikpädagoge und Komponist

Portrait Koch

Auf Vorschlag der Facheinheit Musik / Musikwissenschaft verlieh der Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaft am 24.01.2002 Herrn StD i.R. Peter Koch (*07.10.1925 - † 20.11.2012) aus Osnabrück für seine außergewöhnlichen musikpädagogischen Verdienste den Grad und die Würde eines Doktors der Philosophie ehrenhalber.

Grußworte sprachen der Präsident Prof. Dr. R. Künzel, die Dekanin Prof. Dr. H. Müller-Kohlenberg, der Kulturdezernent der Stadt Osnabrück Reinhard Sliwka und der ehemalige Präsident des Deutschen Musikrats Prof. Dr. Richard Jakoby. Die Laudatio hielt Prof. Dr. H. C. Schmidt-Banse, die Urkunde überreichte der Vorsitzende des Promotionsausschusses und Prodekan Prof. Dr. B. Enders. Gutachten schrieben Prof. Dr. Bernhard Binkowski und Prof. Walter Heise.

Die in der Urkunde festgehaltene Begründung lautet:

Der Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften verleiht Herrn Peter Koch die Doktorwürde ehrenhalber für seine außerordentlichen musikpädagogischen Verdienste, die sich durch ein regional wie überregional fruchtbares Engagement für die harmonische Synthese künstlerischer, wissenschaftlicher und pädagogischer Fragestellungen auszeichnen. Zu den bedeutsamen Ergebnissen seines lebenslangen Wirkens gehören die sehr erfolgreichen Gründungen des nds. Landes- und des Bundesjugendorchesters, administrative Aufgaben auf Landes- und Bundesebene (u.a. als nds. Landes- und zweiter Bundesvorsitzender des VDS), umfangreiche Aktivitäten in Berufsverbänden, in Richtlinienkommissionen und in der Lehrerfortbildung. Hervorzuheben ist die grundlegende Mitarbeit an bekannten schulmusikalischen Lehrwerken. Hinzu kommen zahlreiche Publikationen zu künstlerischen, musiktheoretischen und -pädagogischen Themen, häufig mit Bezug zur Neuen Musik. Darüber hinaus schuf er ein beachtliches und häufig aufgeführtes kompositorisches OEuvre mit kammermusikalischem Schwerpunkt.

Peter Koch hat substantielle Anstöße zur Entwicklung des Fachs Schulmusik gegeben, indem er wichtige didaktisch-methodische Konzepte entwarf und umsetzte, indem er durch seine künstlerisch-kompositorischen Arbeiten musikpraktisch relevante Vorschläge machte und indem er durch organisatorische Aktivitäten im Kulturleben seiner Schule, der Stadt Osnabrück, des Landes Niedersachsen und der gesamten Bundesrepublik anregende Impulse gab.

Artikel in der NOZ vom 24. Januar 2002

Artikel in der NOZ vom 25. Januar 2002

VITA

Peter Koch, geb. am 07.10.1925 in Osnabrück als Sohn des Kunstmalers Th. .F. Koch, studierte nach dem Kriegsdienst ab 1946 in Berlin (Hochschule für Musik, u.a. bei Prof. Hermann Grabner), in Trossingen (damals kriegsbedingte Verlagerung der Musikhochschulen Stuttgart/Heidelberg) und an der Universität Münster (Germanistik bei den Professoren Trier, Trunz, v. Wiese; Philosophie bei Prof. Ritter; Musikwissenschaft bei Prof. Korte) und legte Examina ab in Schulmusik, Violine (SMP), Komposition (Künstlerische Reife) mit Auszeichnung, sowie in Germanistik. In Trossingen war er Hochschulassistent unter Prof. E.L. v. Knorr. Seit 1952 unterrichtete er Musik und Deutsch an Gymnasien in Osnabrück, seit 1971 als Studiendirektor.

Peter Koch war wesentlich beteiligt als Autor und Mitherausgeber der bekannten Schulbuchreihe „Musik um uns“ (1972 – 1993, 7 Bände), darin z.B. seine Kapitel Kompositionswerkstatt, Wege zum Musikverstehen, Wort und Ton, Musiktheater, Tanz. Er schrieb ein Buch über die von ihm 1951 erfundene Nü-Methode (intervallbezogene Solmisationslehre zum Blattlesen und Singen in der Schule mit Blick auf Neue Musik, Wien 1972). Über Jahrzehnte setzte er sich kritisch mit Musikpolitik an Schulen auseinander und verfaßte zahlreiche Artikel, Kritiken, Glossen u.a.m. für wichtige Fachzeitschriften (Musik im Unterricht, Musik und Bildung, NMZ, Melos), Verbandsblätter und Tageszeitungen, insbesondere in Bezug auf moderne Musik. Seine rege Vortragstätigkeit übte er auch im internationalen Rahmen aus, z.B. in den USA 1966 und 1984 vor der ISME (International Society for Music Education); bei der Unesco 1967. Als Landesfachberater für Gymnasien in Niedersachsen war er regional und zentral eingebunden in die Lehrerfortbildung, in Lehrerprüfungen, in die Richtlinienerstellung und in die Schulreform, auch als Landesvertreter auf Bundesebene (KMK), z.B. für das Musikabitur. Peter Koch war von 1967 – 1975 Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Schulmusiker (seit 1999 Ehrenvorsitzender) und von 1872 – 1979 zweiter Bundesvorsitzender des VDS.

Einige Akzente: Schon um 1960 bezog er außereuropäische Musik in den Schulunterricht ein. – Anstöße gab er kreativem Musiktheater und der Gruppenimprovisation bis in den therapeutischen Bereich für behinderte Kinder. – Er initiierte Musikzweige an verschiedenen Schularten und Gruppeninstrumentalunterricht sowie die Zusammenarbeit der musikpädagogischen Verbände in Niedersachsen. 1968 gründete er das niedersächsische Jugendsinfonieorchester und 1969 das Bundesjugendorchester, das seitdem mit Unterstützung des Deutschen Musikrats regelmäßig konzertiert, z.T. mit internationalen Einladungen weltweit.

Das niedersächsische Landesorchester diente im übrigen als Vorbild für alle weiteren Gründungen von Landesorchestern in der Bundesrepublik. Für seine Verdienste erhielt er 1989 vom damaligen Minister für Wissenschaft und Kunst, Dr. Johann-Tönjes Cassens, das Bundesverdienstkreuz.

Im Januar 2006 verlieh ihm der Oberbürgermeister von Osnabrück die "Justus-Möser-Medaille", die als höchste Auszeichnung der Stadt gilt.

Komponieren können bewegte ihn von Kindheit an. Kompositorische Schwerpunkte: Lieder und Liederzyklen (u.a. auf Texte von Wilhelm Busch, Erich Kästner, Albert Vigoleis Thelen), Chorwerke, ungezählte Kanons, Solowerke für Klavier und für Violoncello, Kammermusik für verschiedene Besetzungen vom Duo bis zum Streichquartett und Klavierquartett, ein Violinkonzert und diverse Schultheatermusiken.

Koch`s Haiku-Kanon über den Fragebogen um seine Person:

"Fragebogen pein: ach, wer bin ich, bin ich wer zwischen Ja und Nein?"